WN/OZ Artikel von 1969/ Zur Schenkung von Liebersbach 877 an das Kloster Lorsch

Lorscher Kodex „Lauris hemsis“ aus dem Jahre 877
Nieder-Liebersbach wurde am 1.Oktober 877 an das Koster Lorsch verschenkt. (Auszüge aus einem Artikel der WN/OZ aus dem Jahre 1969)

(Nieder-Liebersbach VB) Zur Vorbereitung der 1100 Jahrfeier von Nieder-Liebersbach im Jahre 1977 legte der damalige Bürgermeister Werner Schulz die Übersetzung einer Inschrift aus dem Lorscher Kodex „Lauris hemsis“ (als Originalauszug Nr. 40) vor. Der Originalauszug wurde von dem bekannten Heimatforscher Karl Minst vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt. Nach dieser Übersetzung wurde bestätigt, dass die Odenwaldgemeinde Nieder-Liebersbach im Jahre 877 ihre erste urkundliche Erwähnung erfuhr. Sogar das Datum ist feststellbar geworden, es war der 1. Oktober! Für Nieder-Liebersbach ist dieser Urkundenfund von besonderem Wert, gibt er doch einen Einblick in den Werdegang dieser Gemeinde. Gerne möchten wir deshalb die Übersetzung, die Werner Schulz von einem Lorscher Freund erhalten hat, an alle Interessierten weitergeben.

„Im Namen Gottes des Allmächtigen, ich Lüthar, gedenke des Heiles meiner Seele.
Ich gedenke der Vergeltung meiner Sünde.
Ich trachte nach dem seeligen und ewigen Leben, und will es mir verdienen.
Ebenso auch meinen Eltern, von denen mir das Leben kam.
Damit wir alle Verzeihung unserer Sünden vom Herren verdienterweise erlangen, mache ich durch dieses Testament dem Heiligen Märtyrer Nazirius dessen Leib im Oberrheingau an der Weschnitz im Kloster Lorsch ruht eine Schenkung, nämlich das Dorf Lieberesbach und jenen Ort, wo die Sklaven wohnen, und diese selbst erhalte ich in Erbpacht.

Urkund dessen untenstehende Fertigung.
Geschehen in öffentlicher Versammlung im Kloster Lorsch im Jahre 877.
Nach des Herrn Fleischwerdung im zweiten Jahre der Herrschaft, des Königs Ludwig am 1.Oktober.
Handzeichen des Lüthar, welcher gebeten hat, diese Schenkungsurkunde, beziehungsweise Testamenterklärung auszustellen und zu bestätigen.
Handzeichen des Grafen Adalhard, des Grafen Erinfrid, des Grafen Cristan und Anderer.

Ich der unwürdige Priester und Mönch Reginbald habe diese Urkunde geschrieben und Tag und Zeit wie oben festgelegt.“