Nieder-Liebersbach gehörte zu den ärmsten Ortschaften im Umkreis

 

Nieder-Liebersbach gehörte zu den ärmsten Ortschaften im Umkreis

Unterlagen, die über die Geschichte von Nieder-Liebersbach Auskunft geben können, müssen mühsam aus verschiedenen Archiven aufgespürt und zusammengetragen werden. Zeugnisse der Vergangenheit befinden sich ua. im Archiv der Gemeinde Birkenau, im Kreisarchiv in Heppenheim und im Staatsarchiv Darmstadt. Die Palette der bewegten Ortsgeschichten sind sehr vielseitig und oft auch stückchenweise aufzuspüren. Der Birkenauer Heimatforscher Günter Körner findet immer wieder, durch  geduldiges und langwieriges Suchen, aus den genannten Archiven, immer wieder interessante Zeugnisse und Geschichten aus unserer Vergangenheit.

Über Nieder-Liebersbach berichtet Günter Körner, dass der heutige Birkenauer Ortsteil im 19. Jahrhundert zu den ärmsten Ortschaften im Umkreis zählte. Ein entscheidender Aspekt der bitteren Armut der Liebersbacher, wobei die Gemeinde aufgefordert war, zumindest die schlimmste Not zu mildern. Mit diesem Thema hängen auch die für den Ort überlieferten Auswanderungen zusammen. Oft sahen die Ärmsten keine andere Möglichkeit, durch die Hoffnung getrieben, weitab der Heimat ihr Glück zu suchen. Für diese Zwecke gab es am Ort sogar einen sogenannten Auswanderungs-agenten. Auf Kosten der Gemeinde Nieder-Liebersbach wurde sogar eine Karte von den Vereinigten Staaten von Amerika angeschafft, um den Auswanderungswilligen zumindest mit dem Finger auf der Landkarte ihre neue Heimat zeigen zu können.

Feuerwehr äußerst mangelhaft ausgerüstet

Unterlagen über Beschwerden des Kreises Bergstraße über die Feuerwehr, hat Günter Körner ebenfalls aufgestöbert. Der Kreis Bergstraße hat immer wieder Beschwerde über die mangelhafte Ausrüstung der Feuerwehr beklagt und darüber Klage geführt. Dieses Thema wurde regelmäßig nach den relativ häufig vorkommenden Bränden angesprochen. Aber auch diesem Sachstand setzte die klamme Gemeindekasse aussichtslose enge Grenzen.

Versetzung nach Nieder-Liebersbach wurde als Strafmaßnahme empfunden

Nicht zu beneiden waren Bürgermeister, Lehrer und Gemeindebedienstete. Sie hatten einen besonders schweren und heute kaum vorstellbaren Stand. So musste der Lehrer im Klassenzimmer übernachten, sein Bettzeug selbst wegräumen, um tagsüber Schulunterricht halten zu können. Deshalb war es auch kein Wunder, dass eine Versetzung eines Lehrers nach Nieder-Liebersbach, zeitweise eher als eine Strafmaßnahme angesehen wurde. Eine sehr hohe Fluktuation war die logische Folge.  Gerade auch in diesem Zusammenhang von der „guten alten Zeit“ zu reden, trifft in diesen Fällen wohl keineswegs zu.

(Zusammenfassung: Volker Buser)