Auswanderungen

Die Überschrift verspricht mehr als die nachfolgenden Ausführungen halten. Der Begriff der „Auswanderung“ hatte im 19. Jahrhundert teils eine völlig andere Bedeutung als heute. Wer damals von Nieder-Liebersbach nach Weinheim verzog, begab sich vom Großherzogtum Hessen in das Großherzogtum Baden. Kurz gesagt man begab sich ins Ausland mit allen Konsequenzen, die einen Wechsel der Staatsangehörigkeit mit einschloss. Gründe für einen solchen Schritt konnten Eheschließungen oder berufliche Veränderungen sein.

Dagegen waren es meist arme Zeitgenossen, die nach Amerika, gemeint sind die Vereinigten Staaten, auswanderten, wo man sich weitaus besseres Leben ohne Hunger und Bettelei er­hoffte. Im Staatsarchiv Darmstadt werden Auswanderungsakten der Jahre 1861 – 1950 aufbe­wahrt. Dieser Zeitraum gibt nur einen kleinen Ausschnitt der Nieder-Liebersbacher Auswanderungsgeschichte wider, da erste Familien schon im 18. Jahrhundert ihre Heimat in Richtung Amerika verlassen haben. Es fehlen hierzu jedoch die schriftlichen Zeugnisse. Einen solchen gravierenden Vorgang kann man gelegentlich erahnen, wenn Familiennamen in Einwohner- oder Steuerlisten plötzlich nicht mehr genannt werden.

Im 19. Jahrhundert musste vor einer Auswanderung ein bestimmtes Verwaltungsverfahren durchlaufen werden. Hierzu begaben sich Ausreisewillige zum Großherzoglichen Bürger­meister und stellten einen Antrag auf Entlassung aus der Hessischen Staatsbürgerschaft bei gleichzeitiger Ausstellung eines Reisepasses. Eigens für solche Fälle beschaffte sich die Gemeinde 1861 Reisekarten des Deutschen Reiches und Nordamerika an. So konnten sich betroffene Personen zumindest grob orientieren.

Das Ministerium des Inneren in Darmstadt erhielt diesen Antrag mit einer Stellungnahme des Nieder-Liebersbacher Bürgermeisters. Dort wurde geprüft, ob Hinderungsgründe vorlagen, etwa ein noch nicht abgeleisteter Militärdienst oder bestehende Schuldverpflichtungen. Jeder Auswanderungswillige musste durch eine Zeitungsanzeige, eine sogenannte „Edictaladung“ öffentlich bekannt machen, dass er beabsichtigt auszuwandern. Neben den persönlichen An­gaben erging die Aufforderung an evtl. vorhandene Gläubiger ihre Forderungen innerhalb einer bestimmten Frist bei Amt anzumelden. Erst nach Tilgung der Schuld oder der Stellung eines solventen Bürgen wurde ein Reisepass ausgestellt.

Einem solchen Vorgang gingen in jedem Fall wochenlange Überlegungen, hitzige Diskussio­nen geprägt von Verzweiflung und Hoffnung voraus. Söhne und Töchter, gleich welchen Al­ters, mussten das Einverständnis ihrer Eltern nachweisen. Welche Eltern gaben leichten Her­zens bereitwillig ihr „Ja“ zu einem Nimmerwiedersehen? Es sind Fälle Auswanderungswilliger bekannt, die offensichtlich im letzten Augenblick ihren Entschluss verwarfen und weiter in ihrer Heimat blieben. Die bereits ausgestellten und nicht mehr benötigten Reisepässe befinden sich heute noch bei den Unterlagen.

Im Gegensatz hierzu gab es jedoch auch Personen, die überschuldet waren oder polizeilich gesucht wurden und bei „Nacht und Nebel“ Nieder-Liebersbach verließen, um auf verschlun­genen Wegen nach Amerika auszuwandern.

Auswanderungsagent Franz Maurer VI

Großformatige Anzeigen in Tageszeitungen versprachen um 1867 reibungslose Überfahrten beispielsweise von Bremen nach New York. Jede Woche brachten „elegant eingerichtete Postdampfschiffe“ Auswanderungswillige nach Amerika. Die Passagepreise lagen für die „1. Cajüte“ für die erwachsene Person bei 165 Taler, für Kinder die Hälfte. Solchen Luxus konnten sich unsere Vorfahren sicherlich nicht leisten. Deshalb mussten diese der Not gehorchend mit dem „Zwischendeck“ für 65 Taler (für Kinder die Hälfte) vorlieb nehmen. Die „Über­fahrtsbedingungen“, die nach Abschluss eines Vertrages ausgehändigt wurden, versprachen u. a. bei Erkrankung „kostenlose Behandlung durch einen promovierten Arzt, die Benutzung eines Badezimmers“, das allerdings den „Cajütpassagieren“ vorbehalten war. Dies klang gut und vertrauenserweckend. Zeitgenössische Berichte schildern die erbärmlichen Bedingungen an Bord dieser Schiffe für die Masse der Passagiere, die im Zwischendeck zusammengepfercht waren, in einem anderen Licht.

Die Beförderung dieser Menschenmassen von Europa nach Amerika bedeutete für die damit befassten Schifffahrtslinien und den „Auswanderungsagenten“ ein gutes Geschäft. So hatte der „beeidigte Schiffs-Expedient“ Hermann Dauelsberg in Bremen im deutschsprachigen Raum sogenannte Hauptagenten, die in größeren Städten Buchungen entgegennahmen. In Darmstadt hatte so der „Hauptagent“ Karl Gerschlauer seine Niederlassung. Dieser wiederum war bestrebt, selbst im Odenwald „Unteragenten“, die in seinem Auftrage tätig wurden, zu etablieren.

So bewarb sich der Nieder-Liebersbacher Gemeinderechner Franz Maurer VI als Unteragent. Am 30. April 1867 erteilte das Großherzogliche Ministerium des Innern in Darmstadt Franz Maurer VI die Erlaubnis als Unteragent „für die Beförderung von Auswanderern mittels Dampf- und Segelschiffen“ tätig zu werden. Diese Lizenz präzisiert die Schifffahrtslinien:

  1. Nach Nordamerika über Bremen durch den Schiffsbefrachter Hermann Dauelsberg, F. W. Bödecker Nachfolger in Bremen
  2. Nach Nord-Amerika und Australien

a) über Rotterdam und Liverpool durch den Schiffsbefrachter Gregorio Wildenstein in Liverpool

b) über Hamburg und Liverpool durch die Schiffsbefrachter Franz Hirschmann und Kompagnon in Hamburg und Gregorio Wildenstein in Liverpool

Franz Maurer VI war für damalige Verhältnisse sehr wohlhabend mit einem Vermögen von 5000 Gulden. So fiel es ihm nicht schwer, 500 Gulden Sicherheitsleistung in Form einer Hessischen Obligation zu stellen. So konnten auswanderungswillige Nieder-Liebesbacher ihre Überfahrt nach Nordamerika in den Diensträumen des Gemeinderechners buchen. Franz Maurer VI verstarb jedoch bereits zum Jahresende 1868 und konnte so noch nicht einmal zwei Jahre tätig sein. Die Witwe Maria Maurer beauftragte ihren Schwager Adam Maurer die gestellte Kaution zurückzufordern.

Nachfolger als Nieder-Liebersbacher Gemeinderechner wurde Franz Arnold aus Mörlenbach, der zeitgleich 1867 mit dem verstorbenen Franz Maurer VI die Erlaubnis zur Vermittlung von Schiffsreisen nach Amerika erhalten hatte. So war auch weiterhin gewährleistet, dass Nieder-Liebersbacher in Ortsnähe Auswanderungen planen und in die Tat umsetzen konnten.

Die Auswanderer

Eine Auswanderung im Jahre 1850 lässt sich über die Nieder-Liebersbacher Gemeinderech­nungen erschließen. Im Juli 1850 Jahres stellte die Witwe des Peter Helfert I einen Antrag auf eine Unterstützung von 15 Gulden, da sie „mit ihrer Tochter Barbara nach Nord-Amerika auszuwandern beabsichtigt“. Die Gemeinde verpachtete späterhin zur Erlangung des Kosten­ersatzes das Allmendgrundstück (= gemeindeeigenes Gelände, das Bürgern als eine Form des Ortsnutzens zur Verfügung gestellt wurde) der Witwe auf eine Reihe von Jahren. Die „diesjährigen Kreszentien (= Ertrag) des Stücks sollen hingegen schon zum Vorteil der Ge­meindekasse verwertet werden“. Am 11. Juli 1850 quittiert die Witwe des Peter Helfert mit drei Kreuzen den Empfang der 15 Gulden. Sie wurde zusammen mit der Tochter Barbara noch am gleichen Tag von Andreas Kopp III mit einem Pferdefuhrwerk „an den Rheinhafen respektive Einschiffungsort Mannheim behufs Auswanderung nach Amerika gebracht“.

Die bekannten Auswanderer nach Amerika werden nachstehend in gebotener Kürze aufge­führt. Es ist ein erster unzulänglicher Versuch diesen Personenkreis zu erfassen. Möglicher­weise haben sich Auswandererbriefe oder andere Zeugnisse in Haushalten erhalten, die diese Angaben ergänzen können.

Attig, Adam, von Beruf Schneider (* 24.5.1859 ledig, evangelisch, ausgemustert, am 3.3.1881 ausgewandert). Auswanderung wurde zusammen mit der Familie Johann Michael Rettig am 9.2.1881 beantragt. „Ich bin gesonnen …bei Anverwandten in Nord-Amerika eine bleibende Existenz zu gründen“

Berg, Adam, „Ackerbursche“ (*20.3.1866, ledig, katholisch, hat Militärpflicht abgeleistet, am 19.4.1883 ausgewandert). Eltern: Adam Berg aus Nieder-Liebesbach und Ehefrau Katharina geb. Schmitt. „Ich bin gesonnen nach Nord-Amerika in den Staat Phildelphia auszuwandern, um mir daselbst bei meinem Bruder eine Existenz zu gründen.“

Berg, Johannes, (*26.3.1856, ledig, katholisch, muss vor der Auswanderung im Juni 1882 noch eine 12tägige Militärübung ableisten, am 14.12.1882 ausgewandert) „Ich bin gesonnen nach Amerika auszuwandern, um mir dort bei meinen Verwandten eine dauernde Existenz zu gründen“.

Berg, Johannes, Schreinergeselle, (* 27.3. 1857 in Nieder-Liebesbach, ledig, katholisch, aus­gewandert am 19.4.1883) „Bin gesonnen nach Nord-Amerika in den Staat Philadelphia (zum Bruder) auszuwandern, um bleibende Existenz zu gründen.“

Bürner, Franz, Tagelöhner (*14.12.1858, ledig, katholisch, ausgemustert, blond, blaue Augen, 1,58 Meter groß, ausgewandert am 8.2.1883), „Ich beabsichtige nach Nord-Amerika zu reisen“.

Bürner, Wilhelm, Schneidergeselle (*9.11.1865, ledig, katholisch, ausgewandert 14.2.1884), Vater Peter Bürner. „Ich beabsichtige nach Columbia auszuwandern in der Absicht, mir dort ein ständiges Geschäft zu gründen“

Eckert, Philipp will nach Amerika auswandern (Anzeige vom 17.4.1866)

Eckert, Anna Margaretha will nach Amerika auswandern (Anzeige vom 27.4.1866)

Emig, Johann Martin (*4.3.1863, ausgewandert 1889)

Falter, Adam, (*24.2.1859, Ersatzrekrut, ausgewandert 8.2.1883), „Ich beabsichtige nach Amerika auszuwandern, um mir daselbst eine bleibende Existenz zu gründen“.

Adam Falter war bereits am 10.5.1883 aus Amerika nach Nieder-Liebersbach zurückgekehrt und bat um Aufnahme als hessischer Staatsbürger.

Fegbeutel, Johannes (*16.10.1863, ledig, katholisch, hat gedient, Reisepass liegt bei den Un­terlagen, ist also vermutlich nicht ausgewandert) „Ich bin gesonnen nach New York auszu­wandern, um mir dort eine Existenz zu gründen“.

Gölz, Johannes III und Ehefrau, „sind leider nach Amerika entwichen“ (Zeitungsanzeige vom 2.1.1852)

Gölz, Johannes, Schreinergeselle, (*7.10.1869, ledig, katholisch, ausgewandert 1.9.1887, Sohn des Valentin Gölz, am 1.9.1887 ausgewandert) „Ich bin gesonnen nach Amerika auszu­wandern um mir in Los Angeles, Californien, bei meiner Schwester eine dauernde Existenz zu gründen“.

Gölz, Jakob, Dienstknecht, (*9.7.1865 zu Nieder-Liebesbach, ledig, katholisch, Sohn des Landwirts Valentin Gölz, 14.2.1884 ausgewandert). „Ich bin gesonnen nach Evansville aus­zuwandern, um mir dort bei meiner Verwandten eine bleibende Existenz zu gründen“.

Gölz, Philipp Joseph, Taglöhner (* 12.12.1871, kath., Sohn des Valentin Gölz, ausgewandert am 1.2.1887) „Ich bin gesonnen nach Los Angeles, Nord-Amerika auszuwandern, um mir dort bei meiner Schwester einen bleibenden Aufenthalt zu gründen“.

Gräber, Barbara und 7 Wochen alter Sohn 1871

Hübner, Adam II und Familie, (Zeitungsanzeige vom 14. März 1835)

Hübner, Peter II und Familie (Zeitungsanzeige vom 28.3.1835)

Jöst, Barbara und Simon Jöst wollen nach Amerika auswandern (Anzeige v. 26.2.1866)

Klein, Simon, Dienstknecht, (* 30.9.1864 in Nieder-Liebersbach, katholisch, Sohn des Simon Klein, ausgewandert 14.2.1884), „Ich bin gesonnen nach Evansville auszuwandern, um mich dort bei meinen Verwandten bleibend niederzulassen“.

Klein, Georg IV, Schneidermeister (* 17.7.1861, katholisch, verheiratet, wandert mit Familie aus: Ehefrau Margarethe geb. Gölz * 9.5.1860, Tochter Anna Klein * 20.1.1881 und Tochter Elisabeth Klein * 15.11.1882, Vermerk: vom 30.3.1888 ist nicht ausgewandert) „Ich bin ge­sonnen nach Los Angeles auszuwandern, um mir dort eine Existenz zu gründen“.

Klein, Georg, Dienstknecht (*1.10.1867 in Nieder-Liebersbach, katholisch, Sohn der Simon Klein Eheleute, Vermerk vom 1.7.1884 Klein beabsichtigt nicht mehr auszuwandern und bittet um Wiedereinverleihung der Staatsangehörigkeit) „Ich bin gesonnen nach Evansville auszuwandern, wo ich bei meine Verwandten daselbst eine bleibende Existenz zu gründen beabsichtigte“.

Klein, Karl (* 28.10.1872, Vermerk vom 20.1.1890 das derselbe bis heute noch nicht ausge­wandert ist und nach eigener Angabe auch in den nächsten Monaten nicht auszuwandern ge­denkt, (Reisepass liegt bei den Unterlagen) „Ich bin gesonnen nach Evanville, Staat Indiana auszuwandern, um dort bei meinem älteren Bruder eine bleibende Existenz zu gründen“.

Lennert, Johannes, ohne Gewerbe (*1.3.1868 in Nieder-Liebersbach, katholisch, Sohn des Landwirts Peter Lennert, ausgewandert am 14.2.1884) „Ich bin gesonnen nach Evansville, Amerika auszuwandern um mir dort bei meinen Verwandten eine Existenz gründen zu kön­nen“.

Lennert, Johannes will mit seiner Schwester Katharina nach Amerika auswandern (Anzeige vom 13.6.1865)

Maurer, Salome, Witwe und Konsorten (Salome Maurer, Witwe, katholisch, Taglöhnerin, * 1.1.1822, deren Sohn Peter Maurer, Taglöhner, katholisch, * 27.6.1849, Juliana Maurer, die Ehefrau des Peter Maurer, katholisch * 5.11.1851, Adam Maurer, der Sohn der Witwe Salome Maurer, *2.7.1862, Vermerk über Auswanderung fehlt, geschah 1880) „Wir sind gesonnen nach St. Louis, Nord-Amerika auszuwandern, um dort eine bleibende Existenz zu gründen. Bei den jetzigen Zeitverhältnissen ist es uns nicht gut möglich mit unseren Familien durchzukommen. Da der Mangel an Verdienst jeden Tag zunimmt. Wir haben in dem aufge­führten Orte sehr vermögende kinderlose Verwandte, welche uns das Anerbieten gemacht haben, in ihre Familien aufzunehmen. Die Witwe Salome Maurer erklärte weiter, dass ihre übrigen Kinder bereits verheiratet sind und nur noch eine ledige Tochter vorhanden ist, welche zurück zu bleiben wünscht.“

Die Gemeinde Nieder-Liebersbach gewährt der „Franz Maurer Witwe II eine Unterstützung von 10 Mark als eine Beihilfe zur Auswanderung nach Amerika.

Rettig Michael, (Rettig, Johann Michael *31.12.1839, evangelisch, hat sich 1859 von der Militärpflicht freigekauft, Ehefrau Elisabetha geb. Attig * 19.6.1847, Tochter Katharina * 22.11.1869, Sohn Michael * 8.9.1871, Tochter Margaretha * 22.8.1877, Tochter Anna * 14.11.1880, alle Personen sind am 3.3.1881 ausgewandert) „..wollen nach Nord-Amerika auswandern, um dort bei unseren Verwandten eine bleibende Existenz zu gründen“.

Anmerkung: Auswanderung zusammen mit Adam Attig

Ruh, Andreas 1853

Sachs, Leonhard (*1850 beantragt Auswanderung am 24.2.1872, Vermerk über Auswande­rung fehlt) „Ich bin bei der Musterung in 1870 als zu klein zurückgestellt, in 1871 aber zur Infanterie eingeteilt und als disponibel nach Hause geschickt worden. Meine Mutter, deren unehelicher Sohn ich bin, ist schon vor 20 Jahren nach Amerika und dort sehr vorteilhaft ver­heiratet. Mancherlei Verhältnisse gestatten ihr seither nicht, mich zu sich kommen zu lassen. Jetzt soll ich kommen und sie hat mir deshalb vor einiger Zeit das Geld zur Überfahrt geschickt. Ich habe gar kein Vermögen. Die Gemeinde hat mich auf ihre Kosten nach Abreise meiner Mutter erziehen lassen. Und es ist selbstverständlich, dass ich mich danach sehne, zu meiner Mutter zu kommen, die für mein Fortkommen Sorge tragen will“.

Anmerkung: Offenbar handelt es sich bei der Mutter um die „nach Amerika entwichene“ Eli­sabetha Sachs. Ihre Kinder Leonhard und Barbara wurden zur Verpflegung und Erziehung an die Wenigstbietenden bis zum Gang zur Kommunion versteigert.

Schmitt, Johannes II und Familie (Zeitungsanzeige vom 3.7.1840)

Schuch, Nikolaus (39 Jahre alt, evangelisch, Ehefrau Margerethe 43 Jahre alt, Sohn Peter 14 Jahre, Sohn Konrad 10 Jahre, Sohn Leonhard 6 Jahre, Tochter Gertraud 3 Jahre, Gesuch vom 16.6.1862, Vermerk über Auswanderung fehlt) „Ich besitze kein Vermögen und es ist mir nicht möglich, meine Familie als Tagelöhner zu ernähren, denn ein Handwerk habe ich nicht erlernt. Mein Bruder in Amerika wohnhaft, schrieb mir für ein besseres Fortkommen zu sorgen, wenn ich zu ihm auswandere. Obschon ich gar kein Vermögen mit fortbringe, so steht es außer Zweifel, dass mir dort in Amerika meine Existenz besser gesichert wird“.

Anmerkung: Nikolaus Schuch „erhielt von Privatleuten eine freiwillige Unterstützung für die Auswanderung“.

Schütz, Johannes, Taglöhner (* 16.1.1858 in Birkenau, katholisch, ausgewandert 22.8.1880) „Ich bin gesonnen nach Amerika auszuwandern, um mir dort eine bleibende Existenz zu gründen“. Herz Marx aus Birkenau machte Ansprüche an Johannes Schütz in Höhe von 14 Gulden 50 Kreuzer geltend, die offenbar vor der Auswanderung bezahlt wurden.

Stäckler, Johannes IV will nach Amerika auswandern (Anzeige vom 5.7.1866)

von Stetten, Peter (Danksagung an Auswandereragentur Zacharias Demuth vom 20.1.1854)

Unrath, Johann II und Familie (Zeitungsanzeige vom 14.3.1835)

Weber, Johannes (*17.8.1859 in Schnorrenbach, katholisch, Ehefrau Agnes geb. Stäckler * 2.7.1856, Tochter Margaretha * 21.5.1881, Sohn Georg * 23.1.1883, Sohn Adam * 31.8.1884, Sohn Johann Sebastian * 20.1.1881, Sohn Leonhard * 2.1.1889, ausgewandert am 8.5.1890) „Ich bin gesonnen mich mit meiner ganzen Familie zu meinem Bruder nach Musgentina in Amerika zu begeben und mich daselbst dauernd niederzulassen“.

Ein weiterer Anhaltspunkte für eine Auswanderung ergibt sich aus den Nieder-Liebersbacher Gemeinderechnungen. Am 16.Mai 1864 gewährte die Gemeinde dem Heinrich Gölz eine Un­terstützung von 20 Gulden für die Auswanderung nach Amerika.

Vielleicht werden heute noch in Nieder-Liebersbach in alt eingesessenen Familien Erinnerungstücke an die meist aus bitterer Armut ausgewanderten Personen aufbewahrt.

Günter Körner (11.12.2014)