Feuerlöschwesen

Feuerlöschwesen (1829 – 1949)

Die ersten für Nieder-Liebersbach dokumentierten Fälle von Brandschäden fanden während des 30jährigen Krieges statt. Während dieser Kriegsbedrängnisse war sich wohl jeder selbst der Nächste. Für das 18 Jahrhundert fehlen in dieser Beziehung jegliche Nachrichten.

Erst aus einer Bekanntmachung des Jahres 1835 lässt sich erschließen, dass in den 1820er Jahren vermehrt „Feuersbrünste“ stattgefunden haben. Damals wurde zur allgemeinen Kenntnis gebracht, dass „in Kocherbach und Nieder-Liebersbach kein Grund für das Fortbestehen von Maßregeln in diesen beiden Orten mehr vorliegt“. Damit war gemeint, dass Nieder-Liebersbacher Einwohner bei der zu Beginn des 19. Jahrhunderts eingeführten Brandversicherung erhöhte Beiträge wegen überdurchschnittlicher Brandschäden zu zahlen hatten, was 1835 entfiel.

Die Ausrüstung der Gemeinde für die Bekämpfung von Bränden war 1829 eher als bescheiden zu bezeichnen: „zwei Feuerleitern und zwei Feuerhaken“. Dazu kamen als ein weiteres Hilfsmittel, lederne Eimer. Jeder als Bürger angenommene junge Mann (= bei Eheschließung) musste auf seine Kosten einen Eimer von der Gemeinde erwerben. Einmal im Jahr fand eine sog. Feuervisitation statt, bei der etwa 1833 die Beauftragten Faust und Hildenbeutel sämtliche Feuerstätten, Schornsteine usw. besichtigten. Die Gemeinde zahlte für diese Dienste einen Gulden.

Mit der Nachtwache, d. h. mit dem Nachtwächterdienst wurde es auch nicht immer genau genommen. 1829 hatte der Bürgermeister ohne Absprache mit dem Landrat diese Einrichtung abgeschafft mit der Begründung, „weil zwei Grenzaufseher da sind“.

1839 hatte die Gemeinde bei dem Mörlenbacher Schuhmacher Leonhard Jöst 25 Feuereimer bestellt, wobei es zu Beanstandungen kam, da diese nicht die geforderten Eigenschaften auswiesen. Ein Sattlermeister wurde als Gutachter hinzugezogen. Immer wieder kam es zu Beanstandungen wegen des Zustandes des Feuerleitern und Feuerhaken, deren Instandsetzung der Landrat 1845 energisch binnen 3 Wochen forderte.

Die Anschaffung einer Feuerspritze

Im Mai 1859 forderte das Kreisamt die Gemeinde auf, für den erhöhten Feuerschutz eine Spritze zu beschaffen. Der Gemeinderat erklärte: `Die hiesige Gemeinde hat in den letzten 3 Jahren bedeutende Summen für Wegebau verwendet und hat immer noch einige Jahre zu tun, bis die Wege in gehörigen Stand kommen. Ferner haben wir so bedeutende Armenunterstützungen, welche noch jedes Jahr zunehmen, wodurch die Gemeindeausgaben so steigen, dass es kaum aufgebracht werden kann.

Mit Rücksicht darauf und weil die hiesige Gemeinde sehr arm ist, wolle Gr.(oßherzogliches) Kreisamt von Anschaffung einer Feuerspritze für die hiesige Gemeinde absehen.

Die Gemeinde Birkenau, welche eine gute Spritze besitzt, war bisher immer bereit, wenn es notwendig war, uns zu Hilfe zu kommen und wird dieses auch fernerhin tun, wenn wir dieselbe in Anspruch nehmen. Dann stehen die Gebäude in Nieder-Liebersbach meistenteils einzeln, wo ein großer Brand nicht zu befürchten ist.

Am 26. Juli 1866 kam es bei Leonhard Jeck III (an der Straße nach Reisen) zu einem Brand, dem die Einwohner hilflos gegenüber standen. Das Kreisamt stellte fest „die Gemeinde Nieder-Liebersbach mit 79 Gebäuden besitzt bis jetzt keine Feuerspritze und liegt auch ziemlich weit von anderen Feuerspritzen besitzenden Gemeinden entfernt, so dass bei ausbrechenden Bränden die größten Gefahren entstehen können. Die Anschaffung einer eigenen Spritze ist daher dringend geboten.“

Im Frühjahr 1867 bemühte sich die Gemeinde um den Ankauf einer gebrauchten Spritze.

Zu diesem Zweck setzte sich man zunächst mit der Gemeinde Neckarhausen in Verbindung, die eine gebrauchte Spritze zum Kauf anbot. Ein Mechaniker fertigte eine Expertise, die auszugsweise lautet: `Die Feuerspritze ist zwar von ganz alter Baukonstruktion, jedoch von bedeutender Leistungsfähigkeit. Genannte Feuerspritze ist eine vierrädrige Wagenspritze mit doppelten Zylinder, jedoch ohne Windkapsel. Der Wagen, namentlich das Pumpenwerk, Schwanenhals und drei Schläuche sind noch in ganz gutem Zustande und nur die im Überschlage (= Kostenvoranschlag) angegebenen Reparaturen zu ungefähr 30 Gulden sind notwendig. Ich halte diese Spritze für die Gemeinde Nieder-Liebersbach entsprechend und erachte die von der Gemeinde Neckarhausen geforderte Summe von 200 fl (= Gulden) nicht zu groß.
Birkenau, den 12.2.1867
C. Plaz, Mechaniker“.

Irgendwie brachte man in Erfahrung, dass Neckarsteinach eine gebrauchte Spritze anbot, die so begutachtet wurde: „Die Spritze ist nach gewöhnlicher Konstruktion und besteht aus zwei hölzernen Achsen, 4 starken Rädern, Traghölzern für den Spritzenkasten und hölzernen  Spritzenkasten, welcher innen mit Kupferblech ausgeschlagen ist und worin die beiden Stiefeln, das Auslaufrohr mit seinen beiden Krahnen nebst Standrohr, sämtlich von Messing angebracht resp. befestigt sind. Die Kolben in den Stiefeln sind von Eiche mit neuen Lederumhüllungen versehen, mit ihren kleinen eisernen Stangen an die eisernen Pumpenschwengel befestigt; in dem „44 x 34 x 23 großen = 34,408 Kubikfuß oder 2 Ohm 28 Maß haltenden Spritzenkasten befinden sich blecherne Seier, damit keine Verunreinlichkeiten in die Stiefeln gelangen können; Zur Aufbewahrung der Gerätschaften und als Sitz dienend sind zwei Kasten, der eine vorne und der andere hinten an der Spritze angebracht; die zu der Spritze gehörigen Schläuche sind aus Leinen gewoben, aber etwas zu weit; zwei Wagen, einer für die Spritze und einer zu Vorspann sind vorhanden.

Im Ganzen ist die Spritze kräftig gebaut und in allen Teilen in gutem Zustand und treibt bei guter Arbeit auf eine ziemlich weite Entfernung. Die Gemeinde Neckar-Steinach hat dieselbe vor kurzem reparieren lassen in der Absicht, sie für sich zu behalten, da sie aber außer der hier zur Rede stehenden Spritze noch drei neue Feuerspritzen hat (eine große vierrädrige, eine zweirädrige und eine Handspritze) und für die erstere keine geeigneter Platz zur Aufbewahrung hat, beabsichtigt die Gemeinde genannte Spritze abzugeben.

Die Spritze hat einen Wert von mindestens 180 – 200 fl.
Das Schreiben schließe ich gehorsamst, Wallbott.

Am 18. April 1867 schloss die Gemeinde einen Kaufvertrag mit der Gemeinde Neckarsteinach über 180 Gulden ab, mit dem sich diese verpflichtete, „an einem von der Bürgermeisterei Nieder-Liebersbach bestimmt werdenden Tag die Spritze in Heidelberg zu übergeben“.

Peter Emig holte diese neue Errungenschaft in Heidelberg ab und verlangte hierfür 14 Gulden 15 Kreuzer. Für diese Spritze wurde am Hirtenhaus eine `Feuerspritzenbehälter“, also ein Schuppen gebaut, der 22 Fuß Länge, 9 1/2 Fuß Breite und 8 Fuß Höhe hatte. Wenn man so will, handelte es sich um das erste „Feuerwehrgerätehaus“.

Brandkatastrophe 1877, Kauf einer neuen Spritze

Am 16.11.1877 meldet des Anzeigen- und Verordnungsblatt für den Kreis Heppenheim:

A Nieder-Liebersbach. Unsere Gemeinde wurde von einem schweren Unfall betroffen. In der Frühe des 7. November weckte ein Feuerlärm die Bewohner und ehe man sich’s versah, lagen vier Häuser und zwei Scheuern in Asche. Außer dem Vieh konnten nur wenige Habseligkeiten der Unglücklichen gerettet werden.“

Das Kreisamt kommentierte diese Katastrophe so: „Es hat nunmehr in der kleinen Gemeinde Nieder-Liebersbach im Verlauf von zwei Jahren 5 mal sehr bedeutend gebrannt. Es scheint deshalb, falls nicht vorsätzliche Brandstiftungen stattfinden, dass die Bewohner von Nieder-Liebersbach bei dem Gebrauch von Feuer und Licht nicht mit der gehörigen Vorsicht verfahren. Bei dem letzten großen Brande soll die Nieder-Liebersbacher Feuerspritze vollständig unbrauchbar gewesen sein soll und somit die wesentliche zur Bewältigung von Bränden vorgeschriebene gesetzliche Vorschrift in Nieder-Liebersbach außer Acht gelassen worden ist.“

Die Gemeinde entgegnete auf die gemachten Vorwürfe: „Während des Brandes wurde die Feuerspritze beim Pumpen jedoch schadhaft, da der sehr starke Pumpenarm abgebrochen ist. Übrigens war während des Brandes ein sehr starker Warmwind und es dadurch nicht möglich, wegen der großen Hitze näher zu kommen. Selbst die von Birkenau angeforderte Spritze konnte nicht arbeiten“.

Der Kreis riet eine neue Feuerspritze anzuschaffen. Selbst Gemeindebaumeister Häusel (heute würde man sagen der Kreisbrandinspektor) bemühte sich nach Nieder-Liebersbach und versuchte die Gemeinde von dieser Notwendigkeit zu überzeugen. Wenn es schon keine neue Spritze sein sollte, so „ist aber eine kleine Spritze sehr notwendig, um innerhalb brennender Häuser oder engen Gassen, wo mit der alten Spritze nicht beizukommen ist, durch die Anschaffung einer kleinen Tragspritze für 120 Mark Abhilfe zu schaffen“.

Die Gemeinde vertrat der Standpunkt „eine solche Spritze ist nicht notwendig !“.

1880 erhielt die Gemeinde vom Ministerium des Innern einen Zuschuss von 60 Mark zu Verbesserung des Brandschutzes. Diesen Betrag legte man auf ein Sparbuch, mit dem Gedanken in zwei oder drei Jahren eine neue Feuerspritze zu anzuschaffen.

1884 hatte sich noch immer nichts getan. Das Kreisamt kommentiert die Haltung am 20.1. 1884 mit Sarkasmus: „Es ist bekannte Sache, dass die vorhandene Spritze ihren Anforderungen nicht mehr genügt. Vielmehr im Gebrauch jeden Augenblick defekt werden kann. Dieselbe ist nach ganz alter Konstruktion gebaut, in den Zylindern total abgerieben und an den Endungen sehr ungleich. In einem Museum würde diese Maschine durch ihr Alter und auffällige Bauart sicherlich noch Aufnahme finden und auch von Altertumsfreunden gerne gesehen werden.“

Offenbar dachte der Gemeinderat um, da am 19. Mai ein Kaufvertrag abgeschlossen wurde:

„Kauf- und Verkauf- Vertrag zwischen und der Firma Carl Metz in Heidelberg

Die Gemeinde Nieder-Liebersbach bestellt hiermit bei der Fa. Carl Metz in Heidelberg eine Spritze Nr. 20 und mit folgendem Zubehör: 5 Meter Stück Schlauch von 53 mm lichter Weite über 1 Stück Messingverbindungen eingebunden und mit Schlauchhaken und Sicherheitsstücken versehen 1 Stück Strahlrohr mit 2 Mundstücken, 2 Druckhölzer, Hammer, dann alle nötigen Schrauben und Mutterschlüssel.

Ferner 7 Meter Saugschlauch 50 mm lichter Weite über 2 Stück Messingverbindungen mit Messingdraht eingebundenen Seiler

Bedingungen:
Der Kaufpreis für die Spritze und allem vorerwähnten Zubehör beträgt 850 Mark mit Worten achthunderfünfzig Mark.“

Anlässlich dieses Neuerwerbs wurde die ganze Pflichtfeuerwehr neu organisiert.

Feuerlöschordnung für die Gemeinde Nieder-Liebersbach 1884

An Löschgerätschaften sind vorhanden. Eine fahrbare Feuerspritze, Saug- und Druckschlauch, einem Strahlrohr und 2 Mundstücken, 2 Feuerleitern, fünf Feuerhacken und 58 Wassereimer.

Die Löschmannschaften sind eingeteilt:
a) Gemeinderat Jochim als Führer der Spritzenmannschaft:

Zur Bedienung der Spritze

  1. Simon Bürner, Spritzenmeister
  2. Adam Bürner III, Stellvertreter
  3. Peter Lennert, Stellvertreter
  4. Georg Mülbert, Pumpen
  5. Nikolaus Jeck, ledig
  6. Franz Schmitt
  7. Andreas Hübner II
  8. Johannes Schmitt IV
  9. Johannes Helmling II
  10. Valentin Gölz
  11. Johannes Kolmer
  12. Leonhard Maurer
  13. Johannes Jeck V
  14. Andreas Klein
  15. Johannes Bürner I
  16. Johannes Falter II
  17. Georg Jeck III
  18. Georg Dietrich
  19. Adam Jeck, ledig

b. Gemeinderat Franz Bürner als Führer der nachfolgenden zum Ausräumen bestimmten Mannschaft:

  1. Adam Kadel III
  2. Franz Stäckler VI
  3. Anton heckmann
  4. Micahel Reinig
  5. Georg Stäckler
  6. Philipp Falter
  7. Michael Bauer
  8. Joh. Schuch, ledig

Brandschäden im 19. Jahrhundert

So war man für die damalige Zeit gegen vorkommende Brandfälle gut gerüstet. Dennoch waren wie heute Brandschäden nicht zu verhindern. Diese waren der Polizeistation Birkenau zu melden, die dann auch die Ermittlungen aufnahm. Beispielhaft sei ein solcher Vorgang vom 11.9.1888 angeführt:

„Großherzoglichem Kreisamte berichtet die Station gehorsamst, dass heute vormittag gegen 9 Uhr in der Wohnung des Landwirtes Johannes Helfert II Feuer ausbrach, welches die Scheune ganz und das Wohnhaus teilweise zerstörte. Ferner verbrannte noch ein Teil des Dachwerks neben von der Wohnung des Pächters Leonhard Jeck, dessen Eigentümerin die Witwe Heinz zu Bensheim ist.

Die Entstehungsursache ist bis jetzt noch unbekannt und soll das Feuer nach Aussage der Nachbarsleute unter dem Dache der Scheune seinen Anfang genommen haben.

Der Schwiegersohn des J. Helfert, Jakob Grünig, welcher den zweiten Stock bewohnt, sowie dessen Ehefrau, Schwager und Lehrjunge Karl Klein, waren bei Ausbruch des Feuers im Hause anwesend, wurden jedoch von der Nachbarschaft auf dasselbe aufmerksam gemacht. J. Helfert hingegen war auf dem Felde beschäftigt, wohin er sich gegen 7 Uhr begeben haben will. Derselbe ist bei der Magdeburger Gesellschaft versichert, die Versicherungszeit ist jedoch zum Oktober dieses Jahres beendigt. J. Grünig ist nicht versichert. Das Vieh und sämtliches Mobiliar wurden gerettet und war das Feuer um 2 Uhr bei unserem Weggang gelöscht.

Die Großherzogliche Staatsanwaltschaft  Wurde von dem Vorfall in Kenntnis gesetzt.
Filsinger, Fußgendarm“

Der geschilderte Schaden wurde von der Brandversicherung mit 2.355,40 Mark abgegolten. Ein Baugesuch wurde im Januar 1889 eingereicht. Die landwirtschaftlichen Gebäude wurden nicht wieder errichtet, da Johannes Helfert II „zu alt“ war, um die Landwirtschaft weiter zu betreiben.

Folgende Brandschäden ließen sich für das 19. Jahrhundert in Nieder-Liebersbach ermitteln:

1867                Jeck, Leonhard III Wohnhaus
1871                Jöst Leonhard, Wohnhaus mit Mahlmühleinrichtung
1875                Heckmann, Michael II, Wohnhaus
1876                Kolmer, Adam, Hofreite
1877                Jeck, Heinrich II, Hofreite und andere (siehe „Brandkatastrophe“)
1877                Rettig, Michael, Wohnstock auf dem vom Brande zerstörten Haus
1878                Klein, Andreas, Wohnhaus
1880                Schmitt, Georg III, Wiederaufbau des abgebrannten Wohnhauses
1883                Bauer, Georg, Neubau des abgebrannten Wohnhauses
1884                Falter, Leonhard II, ( 4.3.1884) Wohnhaus, Scheuer (mehrere Häuser in Mitleidenschaft gezogen)
1884                Helfert, Leonhard, Wohnhaus, Scheuer
1888                Helfert, Johannes, Wohnhaus, (siehe Schilderung)
1894                (24.1.) Georg Berg auf dem Staudenheimer Hof (Scheuer und Stallung)
1895                (2.8.) Valentin Renner I (Teil des Daches)
1896                (3.9.) Pauschale Angabe „Brand in Nieder-Liebersbach“

Neuorganisation der Pflichtfeuerwehr, weitere Verbesserung des Brandschutzes

Seit der Fertigstellung der Schule im November 1884 wurden die Feuerspritze und alle anderen Ausrüstungsgegenstände in einem Kellerraum dort aufbewahrt. Der Kreisbaumeister befürchtete, dass dieser Kellerraum keine genügende Durchlüftung habe und durch die eindringende Feuchtigkeit Schäden an der Ausrüstung entstehen könnten. Die Gemeinde brach Luftlöcher in diesen Kelleraum, dennoch gab sich der Kreisbaumeister damit nicht zufrieden und fertigte 1890 einen Plan über „einer Spritzen-Remise zu Nieder-Liebersbach“ an. Doch die Gemeinde lehnte den Bau wegen fehlender finanzieller Möglichkeiten ab.

Im Januar 1891 trat das Kreisamt an die Gemeinde heran und bestand auf die Anschaffung folgender Ausrüstung:

a) eine Handspritze (360 Mark)
b) 40 Meter Druckschläuche (a 2,50 Mark)
c) 3 Dachleitern (a 9,50 Mark)
d) 4 Hand-, 2 Stativ-Erdölfackeln ( 3 a 5 Mark, 2 a 13 Mark)
e) 1 Schlauchbrücke (12 Mark)
e) 1 Schlauchträger (zum Trocknen der Schläuche)
sämtliche Geräte sollten  mit dem Ortsnamen versehen.

Weiter verlangte das Kreisamt:

„Der zur Aufbewahrung sämtlicher Spritzen und sonstiger Löschgeräte dienende Spritzenraum ist nach § 4 einzurichten. Der Boden dieses Raumes ist vor allen zu plätten und die Aufschrift „Spritzenhaus“ über dem Tor und am Hauseck lesbar und letztere von der Straße aus gut sichtbar anzubringen.

In dem Talbach zunächst der Schulhofraithe sowie an der Hübner’schen Hofraithe dürften zwei einfache Stauschützen zum Aufsammeln des Wassers einzustellen sein. Von der Beschaffung einer Handspritze kann mit Rücksicht auf die einstrahlige Einrichtung der Saugspritze sowie der häufigen Brandfälle nicht abgesehen werden.

Nach den Bestimmungen hat sich die Pflichtfeuerwehr bis auf Weiteres aus folgenden Mannschaften zusammenzusetzen:

  1. Steig-, sowie Rettungs-, Schlauch Mannschaft : 6 Mann, 1 Obmann und 1 Vertreter
  2. Spritzenmannschaft (zus. 20 Mann)16 Mann, 1 Obmann, 1 Spritzenmeister und 2 Vertreter

B 1: Wasserreicher: 10 Mann, 1 Obmann und 1 Vertreter

B 2: Wasserschöpf- und Staumannschaft: 4 Mann, 1 Obmann 1 Vertreter

B 3: Wasser- und Spritzenfahrer: 2 Mann, 1 Obmann und 1 Vertreter

C: Ordnungsmannschaft: 6 Mann, 1 Obmann und 1 Vertreter

C 1: Meldemannschaft: 1 Reiter, 1 Vertreter nach Birkenau,1 Läufer und 1 Vertreter nach Reisen, 1 Läufer und 1 Vertreter nach Ober-Liebersbach

Die von der Gemeinde erstellten Mannschaftslisten, die heute leider nicht mehr greifbar sind, wiesen als `Befehlshaber, als Kommandant Gemeinderat Adam Hübner II und als Stellvertreter Gemeinderatsmitglied Simon Braun aus.

Gegen die Anschaffung einer Handspritze wehrte sich die Gemeinde unter Hinweis auf die im Jahr 1884 angeschaffte „neue Saugspritze, welche sehr leistungsfähig und für die hiesigen Ortsverhältnisse vollständig hinreichend ist. Da die Hofraithen hiesiger Gemeinde fast sämtlich auseinander gebaut sind, so kann man mit der vorhandenen Spritze überall hingelangen und erscheint die Anschaffung einer 2. Spritze zwecklos.

Mit der Anschaffung von 40 Meter Druckschläuchen sind wir einverstanden.

Dachleitern können hier nicht angewandt werden, da lauter Ziegeldächer ohne Dachhaken vorhanden sind.

Ein Schlauchträger zum Trocknen der Schläuche ist bereits im Spritzenhaus vorhanden.

Die benannten Fackeln wollen wir gelegentlich anschaffen, eine Schlauchbrücke dagegen halten wir überflüssig.

Der Spritzenraum soll demnächst vorschriftsmäßig geplättet und die Aufschrift „Spritzenraum“ daselbst angebracht werden.

Die Einstellung von Stauschützen in dem Talbach ist ebenfalls überflüssig, da bei einem Brandausbrüche die Bach an jeder nächsten Stelle durch ein gewöhnliches Brettstück gestaut werden kann und in den allerwenigsten Fällen etwa vorhandene besondere Stauschützen gebraucht oder benützt werden können.

Auf den angegebenen Gründen und mit Rücksicht auf die finanziellen Verhältnisse der hiesigen Gemeinde bitten wir uns die Anschaffung der von uns nicht wichtig bezeichneten Gegenstände erlassen zu wollen.“

Es entspann sich ein zunächst fruchtloser Schriftverkehr, bei dem das Kreisamt jedoch beharrlich auf die Anschaffung der zusätzlichen Ausrüstung bestand.

Am 25.3.1892 schließlich stimmte der Gemeinderat den Anschaffungen zu, wobei die Handspritze erst 1898 gekauft werden sollte.

Zur Jahresmitte wurden für die Pflichtfeuerwehr Armbinden besorgt, so dass man den Kommandanten, den Stellvertreter, die Obmänner und die Mannschaften auch unterscheiden konnte. Eine Vollzugsmeldung der Gemeinde lautet am 12.7.1892 „die hiesige Pflichtfeuerwehr hat schon vor 3 Wochen begonnen und dass sich der Kommandant im Besitze des vorgeschriebenen Dienstbuches befindet“. Ziel der ganzen Anstrengungen war es also gewesen, im Kreis Heppenheim eine Pflichtfeuerwehr nach einheitlichen Kriterien zu schaffen.

Die seitherigen Feuerwehrkommandanten rekrutierten sich traditionell aus Gemeinderatsmitgliedern, da man offenbar der Ansicht war, nur Respektspersonen könnten dieses wichtige Ehrenamt ausüben. Durch die Neuorganisation der Pflichtfeuerwehr wurden größere Anforderungen an die Führung gestellt. So nimmt es nicht wunder, das am 18.10.1892 gemeldet wird: „Der Kommandant der hiesigen Feuerwehr Adam Hübner sowie dessen Stellvertreter Simon Braun haben bei uns um die Entbindung von ihren Funktionen als solche nachgesucht. Wir können die Gesuche nur der Genehmigung empfehlen, da der erstere nicht und der letztere nur als Ökonomie-Handwerker beim Militär gedient hat.

Wir schlagen zugleich den Johannes Fegbeutel als Kommandanten und Adam Kadel III als Stellvertreter vor und bitten die Verpflichtung vorzunehmen. Beide Personen haben je 3 Jahre gedient und eigenen sich für diese Posten“.

Streit wegen Anschaffung einer Laterne, Feuerwehrübung

Dieser Episode kommt eine eher untergeordnete Bedeutung zu. Doch lädt er heute zum Schmunzeln ein.

Im Oktober 1893 verlangte das Kreisamt die Anbringung einer Laterne beim Spritzenraum im Schulhaus, damit nächtliche Einsätze reibungslos von statten gehen sollten. Gegen die ihrer Ansicht nach unnötige Ausgabe wehrte sich die Gemeinde im November 1893 mit folgender Begründung:

„Was die Anbringung einer Laterne am Spritzenhaus betrifft, so ist diese kostspielig und auch überflüssig, da der Spritzenraum am Schulhause sich befindet, welches immer bewohnt ist und daher bei einem nachts ausbrechenden Brande am sichersten und schnellstens von den Bewohnern desselben der betreffende Raum durch Aufstellung eines Lichtes am Fenster beleuchtet werden kann“.

Kreisbrandinspektor Kabey war nicht gesonnen, sich auf eine Diskussion einzulassen und schrieb an die Gemeinde „… deshalb ist die Laterne anzuschaffen…“.

Doch so leicht war der Nieder-Liebersbacher Gemeinderat nicht ins Bockshorn zu jagen und schrieb im Februar 1894 zurück:

„Wir müssen nochmals bemerken, dass für den hiesigen Spritzenraum, welcher sich im Schulhause befindet, eine besondere Beleuchtungsvorrichtung überflüssig ist. Bei dem am 24. vorigen Monats dahier stattgehabten Brande hat sich gezeigt, dass der Schulhof bereits von den Bewohnern beleuchtet war, ehe der erste Mann der Feuerwehr dort eintraf.

Wir können auch nicht erklären, wie die Lampe im Spritzenhaus, die Tag und Jahr dort untergebracht ist, bei einem vielleicht nach Jahren einmal ausbrechenden nächtlichem Brande überhaupt oder so schnell funktionieren soll, wie es nötig ist, es sei denn, dass sie stetig (deshalb sehr kostspielig) mit Öl pp. unterhalten werde. Die Anschaffungskosten hierfür sind ja nicht groß, aber die Gemeinde hat doch die größte Sparsamkeit zu beobachten, zumal sie gelegentlich der neuen Organisation der Feuerwehr für Anschaffung von Geräten bedeutende Ausgaben machen musste. Bei der vom Kreisamte dahier bezüglich der Anschaffung von Löschgeräten abgehaltenen Verhandlung mit dem Gemeinderate war von Anschaffung einer Laterne keine Rede. Der in dem Berichte des Herrn Kreisfeuerwehrinspektors von 1. Dezember angeführte § 4 der Ausführungsverordnung schreibt die erforderliche Beleuchtung des Spritzenhauses nur für Orte von über 1200 Einwohner vor.“

Mehrfach erinnerte der Kreisbrandinspektor, zuletzt am 6. April 1894, an die Anschaffung der geforderten Laterne. Ende April schließlich meldete der Gemeinderat Vollzug: „Berichten wir ergebenst, dass wir die für das Spritzenhaus dahier bestimmte Laterne mit Streulicht angeschafft haben“.

So war Nieder-Liebersbach in das Visier des Kreisbrandinspektors geraten, der vielleicht deshalb einige Zeit später eine außerordentliche Feuerwehrübung ansetzte:

„Mittwoch, den 21. November 1894 des abends 6 1/2 Uhr findet eine außerordentliche Feuerwehrübung in Nieder-Liebersbach statt. Die Aufstellung hat präzis am Spritzenhaus zu erfolgen. Sie werden ergebenst ersucht, gemäß § 10 der Kreisfeuerlöschordnung vom 8. April  1892 zweimalige Bekanntmachung durch die Schelle und Anschlag am Spritzenhaus rechtzeitig veranlassen zu wollen und dem Kommandanten und Stellvertreter sowie Hornisten spezielle Kenntnis zu geben.

Pflichtige, welche ohne hinreichend begründete Entschuldigung fehlen, werden unnachsichtlich zur Anzeige gebracht.

Kabey, Kreisfeuerwehr-Inspektor“

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

Nach der Neuorganisation der Pflichtfeuerwehr des Jahres 1884 stand ab 1895 wiederum eine grundlegende Änderung an. Kreisweit wurde die Gründung der Freiwilligen Feuerwehren angeregt. Bereits 1895 waren auch in Nieder-Liebersbach hierzu Schritte unternommen worden. Die Gemeinde berichtet am 2.10.1895 an den Kreis: „Zur Erledigung hoher Verfügung vom 14. August berichten wir hiermit gehorsamst, dass Anstalten zur Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr soweit getroffen sind und dass sich auch die nötige Anzahl von Mitgliedern gemeldet hat. Die jetzige Zeit, wo die Landwirte sehr viel Arbeit haben ist hierzu nicht geeignet und bitten wir um einige Wochen Frist.“

Am 29.1.1896 fand die Wahl des Vorstandes und die Beratung der Satzung im Beisein des Kreisbrandinspektors Kabey statt. Als eigentliche Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr Nieder-Liebersbach  ist jedoch unzweifelhaft der 23. Februar 1896 anzusehen (nicht der 23. September 1896 wie beim 100jährigen Jubiläum fälschlicherweise in der „Odenwälder Zeitung“ am 14.6.1996 vermeldet), wo die erste Satzung beschlossen wurde:

„Geschehen Nieder-Liebersbach , am 23. Februar 1896

Betreffend: Die Gründung einer freiwilligen  Feuerwehr zu Nieder-Liebersbach, hier die Beratung der Satzungen und Wahl des Vorstandes.

Protokoll

In der heute Nachmittag 4 Uhr ordndungsgemäß anberaumten Mannschaftsversammlung wurde erstens die Satzungen der freiwilligen Feuerwehr für Nieder-Liebersbach angenommen und zweitens folgende freiwillige Mitglieder in den Vorstand bzw. zu Kommandanten und Führern gewählt:

a) Joh. Fegbeutel mit 16 Stimmen zum 1. Kommandanten
b) Adam Kadel III mit 15 Stimmen zum stellvertr. Kommandanten
c) Adam Jeck mit 15 Stimmen zum 1 Steigerführer
d) Johann Adam Hübner mit 12 Stimmen zum stellvertr. Steigerführer
e) Adam Klein mit 15 Stimmen zum 1. Spritzenführer
f) Leonhard Maurer mit 10 Stimmen stellvertr. Spritzenführer
g) Michael Kadel mit 7 Stimmen Ordnungsführer
h) Joh. Arnold mit 8 Stimmen stellvertr. Ordnungsführer

Gegen die mit Stimmzettel vorgenommene Wahl sowie gegen das Ergebnis wurde kein Einspruch erhoben

Zur Beglaubigung
Unterschriften“

Der Text der ersten Satzung (Vorbild war die Satzung der Rimbacher Feuerwehr, da Kreisbrandinspektor Kabey dort wohnte), die in einer Auflage von 50 Exemplaren gedruckt wurde, hat sich erhalten.

Diese Satzung wurde vom Kreisamt am 4. 8. 1896, fast zeitgleich mit der Verpflichtung des Kommandanten am Johannes Fegbeutel 17.8.1896, genehmigt.

Mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr ging die Anschaffung von Uniformen einher.

Die entstandenen Kosten wurden minutiös festgehalten:

„Verzeichnis der durch Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr zu Nieder-Liebersbach entstandenen Kosten

Seilermeister Dietrich in Friedberg                               22,25 Mk
Schül in Heppenheim für Uniformstoff                     180,95 Mk
Schneidermeister Grünig für Fertigung                    153,90 Mk
Müller in Offenbach für Geräte                                      286,90 Mk
demselben                                                                                      39,45 Mk
demselben                                                                                         4,05 Mk
Busch in Weinheim für die Statuten (Satzungen)   12,00 Mk
Zus                                                                                                   699,50 Mk

Im April 1898 wird vermerkt, dass der Kommandant Johannes Fegbeutel mit seiner Familie  beabsichtigte nach Weinheim zu verziehen. Als Nachfolger wurde am 25.4.1898 Adam Jeck V gewählt.

Ein neues Jahrhundert, erste ernsthafte Krise

1900 beschaffte sich die FW 100 Meter Druckschlauch für 200 Mark, wovon die Landesfeuerlöschkasse 160 Mark übernahm. Im Juli 1904 legten Adam Jeck V als Kommandant und Adam Kadel II als dessen Stellvertreter ihr Amt nieder. Nachfolger wurden Johann Georg Emig und als sein Stellvertreter Johannes Jeck VII. Am 27.7.1904 erfolgte die Verpflichtung der Gewählten.

Vom 15.10.1904 datiert ein Schreiben des Vorstandes der FW, die ihren Bestand wegen mangelnder Ausrüstung gefährdet sah:

„Der ergebenst unterzeichnete Vorstand der FW Nieder-Liebersbach erlaubt sich Gr. Kreisamt das Folgende vorzutragen:

In Nieder-Liebersbach besteht seit 1896 eine FW. Dieselbe erhielt damals auf Kosten der Gemeinde vollständige Uniformierung und zwar Rock, Helm und Gurte. Diese Uniform und namentlich der Rock hat durch die in der Zeit abgehaltenen Übungen und die Brände bei Unrath hier, bei Guthier in Ober-Liebersbach und bei Berg auf dem Staudenheimer Hof, wobei die hiesige Wehr aktiv tätig war, sehr gelitten. Diese Röcke sind zum Teil vollständig unbrauchbar und ist eine Neuanschaffung alsbald unbedingt nötig, und zwar sind erforderlich 8 Arbeitsröcke, 45 neue Wolljoppen und ein Schlauchhaspelkarren, dazu ist ein Aufwand von 50 Mark und 720 Mark und 130 Mark = 900 Mark notwendig.

Von der hiesigen Gemeinde, die kein nennenswertes Vermögen besitzt und mit Kommunalsteuern überlastet ist, ist zu einer Neuanschaffung für die Feuerwehr aus obigen Gründen nichts zu haben und unsere Mitglieder sind vermögenslose Leute, die außer ihrer Kraft nichts in den Dienst unserer guten Sache stellen können, das taten sie aber bis jetzt gern und werden es auch künftig tun. Wollte man ihnen aber jetzt oder aber für die Folge, außer ihrer Zeit und Kraft auch noch Geldopfer zumuten, so wäre ein Massenaustritt unausweichlich und ein Weiterbestehen unserer Wehr unmöglich. Aus den angeführten Gründen wagen wir es Gr. Kreisamt ganz ergebenst zu bitten, aus Gr. Landesfeuerlöschkasse den Betrag für obige Neuanschaffungen günstigst erbitten zu wollen.

Sollte unser Wunsch Gewährung finden, so würden wir diese Unterstützung mit dem größten Dank entgegennehmen, unsere Pflicht wie seither gewissenhaft erfüllen und bei vorkommenden Brandfällen voll und ganz unsere Schuldigkeit tun, um auch dadurch unsere Dankbarkeit äußerlich zu bezeigen“

Die Feuerwehrmänner wurden mit der Anschaffung von 44 kompletten Uniformen, die der ortsansässige Schneidermeister Jakob Grünig fertigte, bis 1906 hingehalten.

Im gleichen Jahr fand zum 10jährigen Bestehen eine Besichtigung und außerordentliche Übung statt, die jedoch zunächst verschoben wurde, da am geplanten Termin (13.5.) der „Hassia Verein“ eine Feier hatte und fast sämtliche Mitglieder der FW auch dort engagiert waren.

Am 27.5. schließlich fand die angesetzte statt. An diesem Tag wurde wieder Adam Jeck V Kommandant und Peter Bürner zu seinem Stellvertreter gewählt.

1907 wurde in Nieder-Liebersbach der Bau einer Wasserleitung durchgeführt, was eine bedeutende Verbesserung des Brandschutzes des Ortes bedeutete.

Am 16.10.1907 heißt es über eine durchgeführte Besichtigung der FW:

„Bei der Anwesenheit des Gr. Regierungsrates Gieß stattgehabter Besichtigung befanden sich die Geräte in gutem Zustande. Die Übung der Mannschaft war befriedigend, doch ist auf die Entwicklung der Schlauchlinien mehr Sorgfalt zu verwenden.

Es ergaben sich folgende Anstände:

  1. die neue Hydrantenwagen besitzt nicht die notwendige Ausstattung. Da der Wagen schon übernommen und bezahlt ist, sollen die Lager in der Gemeinde hergestellt werden. Als Muster für diese Einrichtung kann der Wagen in Bonsweiher empfohlen werden.
  2. Einige Schlauchverbindungen waren undicht.

Im Übrigen befanden sich die Geräte, wie auch das Spritzenhaus im ordnungsmäßigen Zustande. Die Übung war gut, doch muss bemerkt werden, dass der Hornist nicht das vorgeschriebene Alarmsignal gab, es ist nötig, das den Mannschaften die Signale öfters vorgeblasen und erklärt werden.“

Der Bau der Wasserleitung machte die Anschaffung von zusätzlichen Schläuchen erforderlich.

Auf den Zustand der Hydranten sollte besonders im Winter besonderes Augenmerk gelegt werden. Es wurde auch festgelegt, welche Häuser `als nicht im Schutze der Hydranten gelegen gelten, als die Hofreiten: Haus Nr. 29,30,33,34,35, 62 2/10, 76,77,78,81, 90 und 91.A

Im Mai 1910 legte der erste Kommandant Adam Jeck V sein Amt nieder. Bei der vorgenommenen Neuwahl wurde sein bisheriger Stellvertreter Peter Bürner gewählt, als dessen Stellvertreter Georg Schmitt.

Vorschlag zum Bau eines Spritzenhauses

Kreisbrandinspektor (damals Kreisfeuerwehrinspektor genannt) Gieß war mit der Unterbringung der Spritze im Keller des Schulhauses nicht einverstanden und machte am 6.2.1911 einen Vorschlag:

„Für ein neues Spritzenhaus ist auf dem sog. Kapellplatz neben dem Schulhof ein sehr geeigneter Platz vorhanden, nur bei einem Neubau könnte auch ein Schlauchtrockenturm errichtet werden, durch welche Einrichtungen ein dauernd guter Zustand der Feuerlöschgeräte gewährleistet werden würde. In dem jetzigen Spritzenraum erscheint es unmöglich, die Geräte besonders die Schläuche auf längere Zeit in gebrauchsfähigem Zustand zu erhalten. Die Geräte und die Leistungen der Feuerwehr einschließlich der Hilfsmannschaft waren sehr gut“

Planunterlagen lieferte Gieß gleich mit und schätzte die Baukosten auf 1.716 Mark.

Der Gemeinderat lehnte dieses Ersuchen jedoch ab, obwohl die Brandversicherungskammer zu den notwendigen neuen Schläuchen einen Zuschuss von 60 % maximal 100 Mark, und zur Errichtung eines Spritzenhauses 30 % der Kosten maximal 500 Mark in Aussicht stellte.

Auf einer Gemeinderatssitzung vom 15.2.1912 wurde beschlossen: „Zur Beseitigung der Feuchtigkeit im Spritzenraum sollen zwei weitere Luftlöcher ausgebrochen werden, der Boden ausgehoben und mit Steinen gestückt, beschottert und entweder mit Koks und Sandschicht oder mit einer Zementdecke versehen werden…“

Die Rechnungsbände der Gemeinde belegen, dass bereits am 19.5.1912 der Kommandant am Kreisfeuerwehrtag in Viernheim teilgenommen hatte, 1914 wurde diese Veranstaltung in Neckarsteinach abgehalten, wofür er ein Fahr- und Tagegeld von 3,50 Mark erhielt.

Nach der „Chronik des Jahres 1977“ wurde 1919 als erster Kommandant Peter Bürner bestätigt, sein Stellvertreter war damals Georg Jakob Jeck. In diesem Jahr legte sich die FW eine neue Satzung zu.

1921 löste Georg Jakob Jeck den bisherigen 1. Kommandanten und Simon Dietrich den 2. Kommandanten in ihren Ämtern ab.

In der Frühjahrsversammlung 1926 wurde der Schreinermeister Franz Adam Schmitt zum Kommandanten gewählt.

Außer den Pflichten, die der FW oblagen, legte man Wert auf gemeinsame gesellschaftliche Veranstaltungen. Ab 1913 sollte jährlich ein Ausflug stattfinden, was sich aber durch den 1. Weltkrieg zerschlug. 1920 wird ein Feuerwehrball erwähnt. 1930 spielte gar eine eigene Theatergruppe Stücke.

1927 feierte man in einem größerem Rahmen das 33jährige Bestehen der Feuerwehr. Am 15.- 17 Juni wurde ausgiebig gefeiert. An dem am Sonntag stattfindenden Festzug nahmen 17 Feuerwehren teil.

Nachdem der 2 Kommandant Simon Dietrich 1931 aus Nieder-Liebersbach wegzog, wurde Gabriel Kadel sein Nachfolger.

Bekannte Einsätze nach 1900

2.1.1900          Scheune des Johannes Unrath („Schaden beträchtlich“)

7.2.1909          Scheune des Johann Adam Hübner. Anmerkung: „Die FW, sowie die Pflichtfeuerwehr war alsbald zur Stelle und die Leitung des Angriffs war gut organisiert. Die Apparate und Wasserleitung funktionierten sehr gut:“

14.6.1914        In der Nacht vom 13./14.6. brannte das Wohnhaus des Schneidermeisters Adam Lennert bis auf die Grundmauern nieder. Das „Zwillingshaus“ des Wendelin Mülbert konnte vor den Flammen gerettet werden.

1927                Brand im Anwesen des Landwirts P. Kohl, bzw. Schmiede des Jakob Geiß

27.8.1931        Im Anwesen des Georg Jeck brannte ein Holzschuppen nieder.

16.3.1936        Gegen 15.00 Uhr durch Blitzschlag brannte die Scheune des Landwirtes Johann Jeck IX nieder.

4.4.1938          Brand im Schwesternhaus, Gelöscht durch den Einsatz eines Mannheimer Berufsfeuerwehrmannes.

1954                Brand im Hause des Josef Riederer

1970                Einsätze bei Überschwemmungen

1972                Brand auf dem Müllplatz

1974                Werkstattbrand bei Fa. Helth (Sudetenstraße)

1976                Brand in der Sudetenstraße (Altes Schulhaus)

1977                Wohnhausbrand Familie Stephan in der Baumwiese

1980                technische Hilfe nach Dauerregen

1983                wie vor

1988                Scheunenbrand bei Fritz Kadel

1990                Beseitigung von umgefallenen Bäumen nach Unwetter

1991                Wohnungsbrand in der Reisener Straße

Schwierige Zeiten

Das Nationalsozialistische System durchdrang sämtliche Lebensbereiche und machte mit seinen Anschauungen und Vorstellungen auch nicht vor der Freiwilligen Feuerwehr halt. Über den Kommandanten, Franz Adam Schmitt, ist am 13.5.1935 folgendes niedergeschrieben:

„… berichten wir ergebenst, dass Schmitt für die Stelle als Feuerwehrkommandant nicht würdig ist, indem er das Winterhilfswerk wie in den Akten angegeben, behandelt hat. Es wäre Sache von Schmitt gewesen, den Verkauf der Abzeichen selbst vorzunehmen und wenn Schmitt hierzu kein Verständnis hat, so hat er auch kein Verständnis zum Führen einer Feuerwehr, indem die Feuerwehr jederzeit hilfsbereit sein soll.

Wir schlagen als ersten Führer den jetzigen 2. Führer Gabriel Kadel vor, der schon vor zwei Jahren die Feuerwehrfachschule in Schotten besucht hat. Kadel hat aktiv beim Militär gedient und war von Anfang bis Ende Sergant im Krieg. Wir halten eine Person die beim Militär war zum Führer einer Feuerwehr geeigneter als eine solche die nicht gedient hat.“

Zu einem solchen Schritt musste die NSDAP Kreisleitung ihre Zustimmung geben, was dann auch geschah: ….“Mit dem Anfügen zurückgereicht, dass der zum Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr in Nieder-Liebersbach vorgeschlagene Gabriel Kadel früher seiner politischen Einstellung nach Sozialdemokrat und ein ausgesprochener Gegner der NSDAP war.

Da ein geeigneter NS Feuerwehrkommandant in Nieder-Liebersbach nicht greifbar ist, müssen die bestehenden Bedenken zurückgestellt werden, zumal feststehen dürfte, dass früher marxistisch eingestellte Arbeiter unseren heutigen Staat in der Regel eher bejahen als Volksgenossen, die früher auf dem Boden der Zentrumspartei standen.“

Gabriel Kadel wurde am 2.6.1935 zum neuen Kommandanten gewählt.

Es stand auch noch die Wahl eines stellvertretenden Kommandanten an, was auch nicht reibungslos von statten ging. Die Gemeinde Nieder-Liebersbach schlug Adam Unrath vor. Doch auch hier gab es Zweifel an der politischen Zuverlässigkeit: “ …ihrem Antrag vom 3.7.1935, den Landwirt Adam Unrath zum 2. Feuerwehrkommandanten zu bestellen, kann wegen dessen politischer Unzuverlässigkeit nicht stattgegeben werden.

Wir empfehlen Ihnen einen anderen geeigneteren zweiten Kommandanten vorzuschlagen.“

Dieses Verhalten hatte zu Unmut und Aufregung geführt, so dass man empfahl, die Angelegenheit bis zum nächsten Frühjahr zurückzustellen. Adam Unrath übte das Amt des 2. Kommandanten bis 1936 aus.

Ein Zitat aus der Festschrift des Jahres 1977 lautet : „1936 wurde auf einer Mitgliedervesammlung laut Verfügung des Kreisamtes die bisherige Zusammensetzung der Wehr mit ihren einzelnen Dienstgraden aufgelöst. In der gleichen Versammlung wurden anschließend Neuwahlen durchgeführt, die folgende Zusammensetzung ergaben: 1. Brandmeister Gabriel Kade, 2 Brandmeister Johann Helmling, Kassier Philipp Jeck, Schriftführer Emil Helbig. Ein Führungsrat wurde ebenfalls gebildet.“

Am 25.7.1937 fand eine außerordentliche Übung statt. Zu dieser Übung wurde durch die Ortsschelle aufgefordert, trotzdem fehlten zwei Mann, gegen die umgehend Strafantrag gestellt wurde. Beide mußten je 3 Mark Verwarnungsgebühr zahlen.

Die vorerst letzte Mitgliederversammlung fand im April 1938 statt.

Im Oktober 1938 wurde der Feuerwehr „eine besondere Instruktion über das Verhalten bei Innenangriffen ohne Rauchmasken erteilt“. Noch 1941 fehlte jegliches Atemschutzgerät.

Da viele Feuerwehrmänner einberufen worden waren, wandelte man die Freiwillige Feuerwehr in eine Pflichtfeuerwehr um.

Im Mai 1944 fragte die Gemeinde wegen der Anschaffung einer Motorspritze an. Der Kreisführer der Freiwilligen Feuerwehren unterstützte dieses Vorhaben: „Die Gemeinde Nieder-Liebersbach zählt über 800 Einwohner. Nur auf dem Wege über Nieder-Liebersbach können die Gemeinden Ober-Liebersbach und die badische Gemeinde Balzenbach erreicht werden.

In den beiden letzt genannten Gemeinden sind nur geringwertige und primitive Feuerlöschgeräte stationiert, so dass dort ein erforderlich werdender Einsatz in erster Linie durch die Feuerwehr Nieder-Liebersbach getätigt werden muss.

Sämtliche drei Gemeinden bestehen vorwiegend aus größeren landwirtschaftlichen Betrieben, für die zur Sicherung der Ernährung ein erhöhter Feuerschutz gegeben werden muß.

Unterbringungsmöglichkeit für eine Motorspritze ist in Nieder-Liebersbach vorhanden. Natürliches Löschwasser in genügender Menge ist durch einen durchfließenden Talbach gegeben. Die Bedienung ist durch die Feuerwehr Nieder-Liebersbach als gewährleistet anzusehen.

Für die dortigen gebirgigen Verhältnisse ist eine TS  mit TSA erforderlich.

Ich beantrage und befürworte daher als vordringlich die Zuteilung und Auslieferung einer TS8 und TSA für die Bedürfnisse oben genannter Gemeinden an die Gemeinde Nieder-Liebersbach.“ Doch wie bei so vielen Vorhaben machten die Zeitumstände einen Strich durch die Rechnung.

Neuanfang

Am 9. November 1946 fand eine wichtige Mitgliederversammlung statt. Es wurde festgestellt, dass die Feuerwehr aus 40 Mitgliedern bestand. Als Kommandant wurde Gabriel Kadel und als sein Stellvertreter Johann Helmling gewählt. Der Zweite Weltkrieg hatte große, kaum zu schließende Lücken hinterlassen. Von 32 Aktiven der Feuerwehr, die zum Kriegsdienst einberufen worden waren, kamen bis zu diesem Zeitpunkt nur 15 zurück fünf waren gefallen, neun in Kriegsgefangenschaft geraten, drei wurden vermisst.

Im März 1948 fragte die Gemeinde nochmals wegen einer Motorspritze an, da die vorhandene Feuerspritze gänzlich untauglich war. Am 22. August 1948 war es dann endlich so weit. Anlässlich einer Übung wurde die ersehnte Motorspritze von der Gemeinde an die Wehr übergeben. Kostenpunkt: 4.050,45 Mark.

Im gleichen Jahr fanden Neuwahlen statt.  Gewählt wurden:
1. Kommandant Gabriel Kadel, 2. Kommandant Johann Helmling, Kassier Philipp Jeck.

Am 23.8.1949 beschloss der Gemeinderat, dass in Nieder-Liebersbach eine Pflichtfeuerwehr aufgestellt werden soll. Daran sollten sich alle Männer von 18 – 45 Jahren beteiligen. Wer sich „beurlauben lassen wollte“, sollte jährlich 3 Mark an die Gemeindekasse zahlen.

Günter Körner (9.12.2014)